Agility @ Smart Home
Interview mit Paul Hofer, Product Owner
„Wenn niemand weiß, wo die Reise hingeht, braucht man ein agiles Setup.“
Euer Team war eines der ersten, das mit agilen Methoden gearbeitet hat, warum habt ihr euch dazu entschlossen?
Wir wussten am Anfang nur, dass es Potenzial und Bedarf im Smart Home-Markt gibt. Aber wie versteht man diesen Bedarf? Was macht ein gutes Smart Home-Produkt aus?
Unser Weg und unser Ziel waren nicht klar und in so einer Situation haben klassische Methoden einfach keinen Sinn. Wenn keiner weiß, wo die Reise hingeht, braucht man ein agiles Setup.
Wie sah dieses Setup aus?
Wir haben in zweiwöchigen Sprints gearbeitet. Dabei hatten wir nicht nur einen agile Master dabei, sondern wurden auch von einem Consulting-Unternehmen begleitet. Wir wussten, dass es im September (2017) ein Launch Date für neue Produkt gab. Was da passieren musste, war klar, aber der Weg dahin stand uns frei. Also haben wir alle Aufgaben in Häppchen runtergebrochen, angefangen von der Marktanalyse bis zum tatsächlichen Go-to-Market.
Welche Ziele habt ihr euch gesetzt?
Anfangs ging es nur darum, im Smart Home-Markt zu partizipieren aber wir wären nicht A1, wenn dabei nicht auch ein Produkt für unsere Kunden*innen herausspringt 😊
Wie seid ihr das Thema Agilität angegangen? Gab es Frameworks, Methoden, Vorbilder?
Wir haben hauptsächlich Scrum genutzt, aber auch KANBAN verwendet. Komplett mit Canvas Board, Jira und Confluence. Die Methoden haben wir immer wieder nachgeschärft bis sie gepasst haben. Passend dazu ist auch unser Team ständig gewachsen und geschrumpft.
Welche Lehren habt ihr sammeln können?
Wenn man agil arbeiten will, dann sind Methoden eher Anhaltspunkte. Wenn zwei Leute ein gutes Gespräch führen, dann hat es keinen Zweck, es zu unterbrechen, nur weil irgendein Framework das vorgibt. Am Ende des Tages ist die Methode wurscht – wichtig ist, dass das Team weiterkommt.
Aber es hat sich auch gezeigt, dass nicht alles agil sein muss. Es gibt einfach das Tagesgeschäft, in dem man nicht alles vorhersehen kann. Und dazu gehören auch Prozesse, die man durch Agilität nicht auflösen oder ändern kann, das ist ein Lernprozess für uns alle.
Und zu guter Letzt ist Kunden*innenfeedback unheimlich wertvoll. Ohne die Rückmeldung unserer Kunden*innen wäre das fertige Produkt längst nicht so user-friendly geworden.
Welche Ziele habt ihr erreichen können?
Das Produkt konnte nach 4-5 Monaten integriert und schnell an den Markt gebracht werden. Am Ende war es ein voller Erfolg.
Wir konnten aber auch zeigen: Agilität bringt was! Wir waren ja viel schneller als mit klassischer Planung.
Was blieb dir positiv in Erinnerung?
Für 95% aller Teammitglieder, die ich bisher gehabt habe, war es bereichernd an einem End-to-End-Thema zu arbeiten. Man erfasst seinen Job einfach weiter, wenn man Dinge bis zum Ende betreuen kann, anstatt sie nach einem Prozessschritt wieder abzugeben.
Außerdem hat sich gezeigt, dass so viel vorwärts gehen kann, wenn man einfach gemeinsam in einem Raum sitzt und über Dinge redet, statt Mails hin und her zu schreiben. Lieber geht man einfach hin und fragt: „Was ist das? Erkläre mir das!“
Dabei sind Freundschaften erstanden, die immer noch bestehen. Wir hatten Retrospektive-Meetings, bei denen wir ausschließlich über unser Befinden gesprochen haben – das war für einige Kollegen*innen am Anfang befremdlich: „Warum soll ich denn eine Stunde lang nur über Gefühle reden?“ Aber mit der Zeit wurde es unser Lieblingstermin.
Was hat nicht gut geklappt?
Anfangs hatten wir keinen Scrum oder Agile Master, da sind wir böse auf die Schnauze gefallen. So eine Rolle ist essenziell, vor allem in einem jungen Team, das noch nie agil gearbeitet hat. Auch die Plattform, die wir ursprünglich anbieten wollten, war keine gute Entscheidung. Zum Glück hatten wir Feedback von unseren Kunden*innen, das uns gezeigt hat, wo wir nachbessern müssen.
Was würdest du allen Leuten sagen, die sich für Agilität interessieren?
Ich glaube einfach, dass agiles Arbeiten dafür sorgt, dass man mehr Freude an seinem Job hat. Viele Stellenausschreibungen klingen unheimlich fancy, aber letzten Endes hängt man dann doch in der Luft, weil man nur an statischen Themen arbeitet. Bei uns arbeitest du nicht nach Job Description, hier bekommst du so viel Gestaltungsspielraum, dass niemand an dir vorbeikommt.